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Umgang mit Rückschlägen: Realistische Erwartungen an den Genesungsprozess psychisch erkrankter Menschen


Foto von Andrea Piacquadio: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-im-weissen-tragershirt-beim-betrachten-eines-spiegels-3811809/

Der Weg zur Genesung von einer psychischen Erkrankung ist selten geradlinig. Es gibt oft Rückschläge, die für Betroffene und ihre Angehörigen herausfordernd sein können. Gerade für Angehörige ist es wichtig, realistische Erwartungen an den Genesungsprozess zu setzen und zu verstehen, wie sie den Erkrankten bestmöglich unterstützen können. In diesem Beitrag finden Sie einige Tipps, wie Sie als Angehöriger mit Rückschlägen umgehen und den Heilungsprozess positiv beeinflussen können.


 

Akzeptieren Sie Rückschläge als Teil des Heilungsprozesses.

Es ist normal, dass psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen, in Phasen verlaufen. Bei zwei Dritteln der depressiven Erkrankungen wechseln sich Episoden von Gesundheit und Krankheit ab, während in einem Drittel der Fälle nur eine teilweise Besserung eintritt. Chronische Verläufe sind bei etwa 15% der Betroffenen zu erwarten. Diese Rückschläge können frustrierend sein, aber es ist entscheidend, zu verstehen, dass sie Teil des Heilungsprozesses sind.


Angehörige können einen wichtigen Einfluss auf die Handhabung der Krankheit haben, indem sie dem Erkrankten mit Geduld und Einfühlungsvermögen begegnen. Es ist hilfreich, dem Betroffenen zuzuhören und ihm Raum zu geben, seine Gefühle und Gedanken zu äußern. Zeigen Sie Interesse an seiner Sichtweise und vermeiden Sie es, voreilige Ratschläge zu erteilen, die den Druck auf den Erkrankten nur erhöhen könnten.


Es ist wichtig, realistische Erwartungen an den Genesungsprozess zu setzen. Die meisten depressiven Episoden klingen bei entsprechender Behandlung innerhalb weniger Monate ab, dennoch gibt es auch Fälle, in denen die Heilung mehr Zeit in Anspruch nimmt. Etwa 15-20% der depressiven Episoden dauern länger als 12 Monate an. Dies zeigt, dass die Genesung keine lineare, schnelle Entwicklung ist. Als Angehöriger sollten Sie daher Geduld mit sich selbst und Ihrem Familienmitglied haben.


Unterstützen Sie den Erkrankten dabei, kleine Schritte zu unternehmen. Ermutigen Sie ihn, aber drängen Sie nicht. Fortschritte, auch wenn sie klein erscheinen, sollten gemeinsam gefeiert werden.

Auch durch einen strukturierten Alltag können sie Betroffene unterstützen

Ein geregelter Tagesablauf mit ausreichend Schlaf, regelmäßigen Mahlzeiten und Bewegung kann dabei helfen, die Stabilität und das Wohlbefinden des Betroffenen zu fördern. Auch gemeinsame Aktivitäten, wie Spaziergänge oder Ausflüge, können positive Effekte haben, sofern der Erkrankte dazu in der Lage ist


Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Depressive Störungen sind ernst zu nehmende Erkrankungen, die oft eine ärztliche Behandlung erfordern. Angehörige sollten versuchen, den Betroffenen zu einer solchen Behandlung zu motivieren, selbst wenn dieser zunächst Widerstand zeigt. Es ist wichtig, dem Erkrankten zu vermitteln, dass Depressionen nichts mit mangelnder Willensstärke zu tun haben und dass Hilfe verfügbar ist. Scheuen Sie sich auch nicht, Unterstützung für sich selbst zu suchen. Der Austausch in Angehörigengruppen kann sehr entlastend sein, insbesondere wenn Sie sich überfordert oder erschöpft fühlen.


Rückfallrisiko und Krisenpläne

Das Risiko eines Rückfalls nach einer ersten depressiven Episode liegt bei etwa 50%, bei schweren Depressionen sogar bei 75%. Daher ist es wichtig, gemeinsam mit dem Betroffenen einen Krisenplan zu erstellen. Ein solcher Plan kann klare Absprachen über das Vorgehen im Falle einer neuen Krankheitsphase enthalten und so helfen, den Umgang mit Rückfällen zu erleichtern. Die Krisenpläne sind frei zugänglich und können zum Beispiel auf der Seite der Deutschen Depressionshilfe kostenlos heruntergeladen werden.


Nach einer überstandenen Krise ist es entscheidend, die Erlebnisse aufzuarbeiten, statt sie zu ignorieren. Sprechen Sie mit dem Betroffenen über die Ereignisse, um Missverständnisse und Verletzungen zu klären. Dies kann dazu beitragen, zukünftige Krisen besser zu bewältigen und das Vertrauen zu stärken .


Rückschläge sind ein natürlicher Teil des Genesungsprozesses. Als Angehöriger können Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, indem Sie Geduld, Verständnis und Unterstützung anbieten. Seien Sie für den Betroffenen da, ohne ihn zu überfordern, und vergessen Sie nicht, sich selbst ebenfalls Hilfe zu suchen, wenn Sie diese benötigen. Eine gut geplante Krisenvorsorge und regelmäßige Kommunikation können dabei helfen, den Heilungsprozess positiv zu beeinflussen und zukünftige Krisen besser zu bewältigen.


Quellen

Rückfallprophylaxe Depression - Stiftung Deutsche Depressionshilfe. (o. J.). Deutsche-
depressionshilfe.de. Abgerufen 22. September 2024, von
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und hilfe/behandlung/rueckfallprophylaxe

Kommunikation: Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker. (o. J.). Bapk.de. Abgerufen 22. September 2024,von https://www.bapk.de/angebote/rat-fuer-familien/kommunikation.html

Schulz, D. M. (o. J.). Recovery und Selbstmanagement bei Depression.Abgerufen 22. September 2024, von https://www.lwl.org/527- download/pdf/Vortraege/Recovery_u_Selbstmanagement_bei_Depression_Schulz.pdf

Tipps für Handhabung einer Erkrankung in der Familie. (o. J.).Therapie.de. Abgerufen 22. September 2024, von https://www.therapie.de/psyche/info/fragen/angehoerige-psychisch-kranker/konkrete-tipps/

Voderholzer, D. M. U. (o. J.). Informationen für Angehörige. Neurologen-und-psychiater-im-netz.org.Abgerufen 22. September 2024, von https://www.neurologen-und-psychiater-im- netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen- erkrankungen/depressionen/informationen-fuer-angehoerige/




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