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Türchen 8 – Im Winterwald



Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum…!


Während der kalten Jahreszeit ist es besonders schön, es sich im warmen Raum gemütlich zu machen - vielleicht bei Kerzenschein am Adventskranz. Trotzdem dürfen wir uns auch dann in die Natur hinaus locken lassen, denn winterliche Waldspaziergänge können uns rundum gut tun.


 

Bäume, Terpene und Gesundheit 

Die Bewegung in natürlicher Landschaft und auch das Gefühl der Naturverbundenheit lassen uns tief entspannen. Auch einige Studien haben sich bereits mit der gesundheitsförderlichen Wirkung der Waldumgebung auf uns Menschen beschäftigt. Das sogenannte Waldbaden, also das längere Aufenthalten im Wald und dortige Spazierengehen, hat viele positive Effekte auf unsere Gesundheit. Vor allem die Atmosphäre und frische Luft im Wald tragen zu diesen Effekten bei. Im Wald schweben nämlich unsichtbare Phytochemikalien, wie beispielsweise Terpene, herum. Die sogenannten Terpene werden von verschiedenen Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen produziert und gehören zur größten Gruppe der Waldaerosole. Es handelt sich um Duftstoffe, welche die Pflanzen bei der biochemischen Interaktion und Kommunikation mit anderen Lebewesen abgeben. Auch für unsere Gesundheit sind Terpene sehr wohltuend. Bereits in ätherischen Pflanzenölen konnten Terpene ihre Wirkung auf verschiedene Erkrankungen entfalten ohne dass der genauere Wirkmechanismus bisher gänzlich bekannt war. Nun konnte festgestellt werden, dass Terpene anti-inflammatorische, krebshemmende und neuroprotektive Wirkungen haben. Wer also einen Baum umarmt oder im Wald spazieren geht, stärkt so gleichzeitig die Aktivität der Abwehrzellen des Immunsystems.


Da im Winter die Aktivität der Bäume niedriger ist, finden wir im Sommer am meisten Terpene in der Waldluft. Es lohnen sich jedoch auch lange Winterspaziergänge, denn Nadelbäume sind über ihre Botenstoffe nach wie vor in regem Austausch mit ihren benachbarten Bäumen und produzieren sogar mehr davon als andere Arten. Ein Spaziergang im Nadelwald kann also selbst bei kalten Temperaturen sehr gesund und entspannend sein. Bei hoher Luftfeuchtigkeit (z.B. nach Regen oder im Nebel) schweben übrigens besonders viele Terpene durch den Wald. Wo die Bäume dichter stehen, also im Waldinneren, lassen sich auch meist mehr dieser chemischen Botenstoffe finden.  


Mit Erdbakterien verbunden

Wenn wir eine Auszeit im Wald genießen, so atmen wir die gesunde Waldluft voller Terpene ein und aus. Zusätzlich kann uns aber auch die Verbindung zur Erde einiges an Kraft für Körper und Psyche geben. Im Waldboden, in der Erde, im Kompost des Gartens – dort überall findet sich das natürliche Erdbakterium Mykobakterium vaccae. Dieses scheint sowohl entzündungshemmende als auch stressreduzierende Wirkungen auf uns zu haben. 


Wirkung von Waldspaziergängen

Regelmäßiges Waldbaden führt zu einer deutlichen Verbesserung von Symptomen der Depression und hilft außerdem dabei Angstzustände zu senken. Eine Studie fand heraus, dass das Spazieren durch Waldgebiete, verglichen mit Spazieren durch Stadtgebiete, zu einer klaren Verringerung von negativen Stimmungen (z.B. Depression, Anspannung/Angst, Wut, Erschöpfung) führte. Dagegen erhöhten sich die positiven Emotionen (z.B. Vitalität). Waldbaden kann unser Stresserleben senken, da es kurzfristig auch die Cortisol-Werte im Körper reduziert. Es kann unsere natürlichen Abwehrzellen vermehren und so die Funktion des Immunsystems verbessern. Zudem wirkt es sich positiv auf unser Herz-Kreislauf-System und unsere Atmung aus. Spaziergänge im Wald können aber auch unser Beruhigungssystem sowie das Gefühl von Selbstliebe und Sicherheit in uns aktivieren.  So tragen die Wälder maßgeblich zur Erholung bei und erhöhen unser allgemeines psychisches Wohlbefinden. 


Fazit: Hinaus in den Wald

Mehrere Faktoren, so auch die Terpene in der Waldluft, tragen zur gesundheitsförderlichen Wirkung der Bäume auf uns Menschen bei. Spaziergänge im Grünen, aber auch im schneebedeckten Nadelwald, helfen uns zu entspannen und die Stimmung zu erheitern.


Also schlüpft am besten hinein in warme Socken

 und lasst euch hinaus in den Winterwald locken. 

Das Wandern unter Tannen

 lässt uns jedenfalls tief entspannen!...


Quellen

Antonelli, M., Barbieri, G., & Donelli, D. (2019). Effects of forest bathing (shinrin-yoku) on levels of cortisol as a stress biomarker: a systematic review and meta-analysis. International journal of biometeorology, 63(8), 1117-1134.

Cho, K. S., Lim, Y. R., Lee, K., Lee, J., Lee, J. H., & Lee, I. S. (2017). Terpenes from forests and human health. Toxicological research, 33, 97-106. 

Kotera, Y., Richardson, M., & Sheffield, D. (2022). Effects of shinrin-yoku (forest bathing) and nature therapy on mental health: A systematic review and meta-analysis. International journal of mental health and addiction, 20(1), 337-361.

Siah, C. J. R., Goh, Y. S., Lee, J., Poon, S. N., Ow Yong, J. Q. Y., & Tam, W. S. W. (2023). The effects of forest bathing on psychological well‐being: A systematic review and meta‐analysis. International journal of mental health nursing, 32(4), 1038-1054.

Smith, D. G., Martinelli, R., Besra, G. S., Illarionov, P. A., Szatmari, I., Brazda, P., ... & Lowry, C. A. (2019). Identification and characterization of a novel anti-inflammatory lipid isolated from Mycobacterium vaccae, a soil-derived bacterium with immunoregulatory and stress resilience properties. Psychopharmacology, 236, 1653-1670.

Song, C., Ikei, H., Park, B. J., Lee, J., Kagawa, T., & Miyazaki, Y. (2018). Psychological benefits of walking through forest areas. International journal of environmental research and public health, 15(12), 2804.

Bildquelle: https://pixabay.com/de/users/kanenori-4749850/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=688793

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