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Türchen 24 – Liebe



Liebe, Lieben, Leben...

Viele Philosophen und Dichter haben sich bereits mit dem Thema der Liebe beschäftigt. Zu lieben heißt für uns Leben weitergeben, Sinn spüren und Kraft finden. Sie ist die Grundlage der zwischenmenschlichen Verbindung und auch zu Tieren oder zur Natur können wir Liebe empfinden. Oft werden viele verschiedenen Arten der Liebe beschrieben: Romantische und Leidenschaftliche Liebe, Familiäre Liebe, Freundschaftliche Liebe, Selbstliebe, Tierliebe, Platonische Liebe, Spirituelle Liebe, Bedingungslose Liebe und die Liebe zur Natur.

 

Auch die Psychologie hat sich daran versucht, das bedeutungsvolle Gefühl der Liebe zu erkunden.


 

Liebe in der Psychologie

Die Dreieckstheorie der Liebe

In der Dreieckstheorie der Liebe (Sternberg,1986) wurde die Liebe als komplexes Zusammenspiel aus drei Komponenten beschrieben:

 

1.Intimität/Vertrautheit (Gefühle von Nähe, Verbundenheit in Beziehungen)

2.Leidenschaft (Romantik, physische Anziehung und sexuelle Aspekte)

3.Bindung (Entscheidung der Liebe zum Anderen und langfristig Verpflichtung zur Aufrechterhaltung der Liebe)

 

Das erlebte Liebesgefühl kommt hierbei auf die Stärke der drei interagierenden Komponenten an. Je nachdem, welche der Komponenten in Beziehungen vorhanden sind, soll es verschiedene Wege des Liebens geben. Hier geht Sternberg von acht  Arten der Liebe aus. Diese sind:


1. Nichtliebe (Abwesenheit der Liebeskomponenten, simple neutrale Interaktion),

2. Sich Gernhaben (Aspekt der Intimität ist vorhanden, aber Abwesenheit von Leidenschaft und Bindung),

3. Verliebtheit (leidenschaftliche Liebe auf den ersten Blick,  aber noch ohne Vertrautheit und Bindung), 

4. Leere Liebe (Entscheidung zur Liebe, aber ohne wirkliche Intimität und ohne das Gefühl der Leidenschaft), 

5. Romantische Liebe (Kombination aus Intimität und Leidenschaft, v.a. durch körperliche Anziehung),

6. Kameradschaftliche Liebe (Vertrautheit und Bindung vorhanden, aber ohne Leidenschaft), 

7. Törichte Liebe (Resultat einer Kombination aus Leidenschaft und Bindung, allerdings ohne wirkliche Intimität),

8.Vollkommene Liebe  (beschreibt die perfekte Liebe einer Kombination aus allen drei Komponenten: Intimität/Vertrautheit, Leidenschaft und Bindung. Diese Liebe versuchen wir in Beziehungen oft zu finden.)

 

Quadrupel-Theorie der Liebe

In der Quadrupel-Theorie der Liebe (Tobore, 2020) geht man von vier Faktoren aus, welche für die Liebe wichtig sind. Die Theorie soll erklären, wie Liebe wachsen kann und warum sie manchmal  verschwindet. Außerdem soll das Zusammenspiel der vier Faktoren beschreiben, wie unterschiedliche Arten der Liebe sich aufbauen, z.B. romantische Liebe oder auch Liebe der Eltern für ihre Kinder.


Die vier Faktoren der Quadrupel-Theorie sind:

1. Anziehung

2. Verbindung/Resonanz

3. Vertrauen

4. Respekt

 

Alle Faktoren werden in Beziehung zueinander betrachtet und wirken zusammen. Sie sollen die Intensität und Stärke des Liebesempfindens mit bestimmen. Menschen, die anderen näher und ähnlicher erscheinen tendieren dazu sich attraktiv zu finden. Verbindung und Anziehung hängen also zusammen. Auch Vertrauen und Respekt beeinflussen sich gegenseitig, denn wenn wir Respekt zeigen, so fördert dies auch unser Vertrauen.


Liebe und Neuropsychologie

Romantische Liebe

Romantische Liebe führt im Gehirn zu einer erhöhten Aktivierung in verschiedenen  subkortikalen Arealen, welche mit dem Erleben von Emotionen, Euphorie, Belohnung und Motivation assoziiert sind. Zusätzlich ist aber auch der Kortex des Gehirns, welcher für komplexe emotionale und kognitive Funktionen verantwortlich ist, hoch aktiv.  Die Neurowissenschaft sagt, dass besonders verliebte Menschen als Reaktion auf den:die Partner:in zudem eine spezifische Aktivität im Hirnstamm aufweisen. Dieser ist sonst auch für lebenswichtige körperliche Funktionen zuständig. Liebe kann also über den Hirnstamm in tiefer Verbindung mit unserem Körper zu spüren sein. Auch sexuelles Verlangen, Anziehung und Bindung scheinen den Hirnstamm zu aktivieren. Verschiedene Hormone und Neurotransmitter spielen hierbei außerdem eine Rolle.

 

Bedingungslose Liebe 

Die bedingungslose Liebe (auch Agape genannt) besteht darin, sich selbstlos am Wohlergehen der anderen Menschen zu erfreuen, ihnen aus Liebe heraus bewusst zu helfen und fürsorglich zu sein - ohne etwas als Gegenleistung zu erwarten. Bedingungslose Liebe gilt allen Menschen gleichermaßen und in andauernder Art und Weise. Sie wird als eine der höchsten Ausdrucksformen von Spiritualität angesehen. Agape beschreibt im Christentum auch die Gottesliebe und beinhaltet allumfassende Güte, wohlwollende Gnade und Treue. Es ist eine Liebe gemeint, die mehr auf einer spirituellen Ebene zu spüren ist.


Unterscheiden tut sich die bedingungslose Liebe sowohl von Empathie als auch von Mitgefühl. Empathie ist generell definiert als affektive einfühlsame Antwort auf emotionale Zustände anderer (z.B. Traurigkeit, Fröhlichkeit, Schmerz) und bezieht sich auf die jeweiligen Gefühle der anderen Person. Mitgefühl bezieht sich auf die Bewusstheit des Leidens anderer und ist eng verbunden mit dem Wunsch, dass es dem jeweiligen Menschen besser geht. Bedingungslose Liebe ist nicht unbedingt an Empathie beteiligt und auch nicht spezifisch auf Leiden anderer fokussiert. Beim Empfinden von bedingungsloser Liebe ist die Aktivität eines komplexen Gehirn-Netzwerkes beobachtbar. Hierbei sind auch Areale aktiv, welche in romantischer und mütterlicher Liebe involviert sind. Einige der Gehirnstrukturen, die das Belohnungssystem ansprechen sind ebenfalls beteiligt.

 

Liebe kommunizieren

Das Modell der 5 Sprachen der Liebe (5 Love Languages) von Dr. Gary Chapman beschreibt Wege, mit denen Menschen ihre Liebe auf spezielle Weise kommunizieren, empfangen und ausdrücken. Es ist hier vor allem die Liebe in einer partnerschaftlichen Beziehung gemeint.

 

Die 5 Sprachen der Liebe (nach Chapman) sind:

1. Worte der Bestätigung: Lob und Anerkennung

2. Qualitäts-Zeit: Zeit für Zweisamkeit

3. Beschenken:  Geschenken von Herzen

4. Hilfsbereitschaft: Helfende Handlungen

5. Körperliche Berührung: Zärtlichkeit

 

Es wird in diesem Modell davon ausgegangen, dass jeder eine bevorzugte Sprache der Liebe hat und nutzt. Chapman meint, dass Menschen dazu geneigt sind ihre Liebe auf gleiche Weise zu geben, wie sie diese bevorzugt auch empfangen möchten. Laut Theorie kann die Kommunikation darüber, welche der 5 Sprachen der jeweilige Partner am besten versteht, möglicherweise Beziehungsdynamiken verbessern.

 

Zum Fest der Liebe

Weihnachten mit seinen Ursprüngen im Christentum gilt für uns Menschen als Fest der Liebe, an welchem wir uns an die Nächstenliebe und zwischenmenschliche Nähe erinnern. Wir können einander auf ganz unterschiedliche Art und Weise lieben. Auch können wir die Liebe anderen und uns selbst auf vielen Wegen spürbar machen. Zum Weihnachtsfest ist das Beschenken mit Gaben, die von Herzen kommen, ein wundervoller Ausdruck der Liebe füreinander.

 

Wir wünschen euch ein besonders liebevolles und fröhliches Weihnachtsfest!

 

Was es ist

Es ist Unsinn

sagt die Vernunft

Es ist was es ist

sagt die Liebe


Es ist Unglück

sagt die Berechnung

Es ist nichts als Schmerz

sagt die Angst

Es ist aussichtslos

sagt die Einsicht

Es ist was es ist

sagt die Liebe


Es ist lächerlich

sagt der Stolz

Es ist leichtsinnig

sagt die Vorsicht

Es ist unmöglich

sagt die Erfahrung

Es ist was es ist

sagt die Liebe

 

Gedicht von Erich Fried

 

Quellen

Beauregard, M., Courtemanche, J., Paquette, V., & St-Pierre, É. L. (2009). The neural basis of unconditional love. Psychiatry Research: Neuroimaging, 172(2), 93-98.
 
Cacioppo, S., & Cacioppo, J. T. (2016). Demystifying the neuroscience of love. Emotion Review, 8(2), 108-109.
 
Cacioppo, S., Bianchi-Demicheli, F., Hatfield, E., & Rapson, R. L. (2012). Social neuroscience of love. Clinical Neuropsychiatry, 9(1).
 
Chapman, G., & Campbell, R. (2016). The 5 Love Languages/5 Love Languages for Men/5 Love Languages of Teenagers/5 Love Languages of Children. Moody Publishers.
 
Fisher, H. E., Aron, A., & Brown, L. L. (2006). Romantic love: a mammalian brain system for mate choice. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences, 361(1476), 2173-2186.
 
Simpson, J. A., & Campbell, L. (Eds.). (2013). The Oxford handbook of close relationships. Oxford University Press, USA.
 
Sternberg, R. J. (1986). A triangular theory of love. Psychological review, 93(2), 119.
 
Sternberg, R. J., & Sternberg, K. (Eds.). (2018). The new psychology of love. Cambridge University Press
 
Tobore, T. O. (2020). Towards a comprehensive theory of love: the quadruple theory. Frontiers in psychology, 11, 493545.
 
Bildquelle: https://pixabay.com//?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=9227230">Pixabay</a>


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