Einführung in die Resilienz
Die Bedeutung von Resilienz für die psychische Gesundheit, also der Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen und sich von Rückschlägen zu erholen, ist unumstritten. Allerdings gestaltet sich die Definition von Resilienzfaktoren als komplex. Um jedoch die persönliche Resilienz zu stärken und somit die Bewältigung von Krisen und Herausforderungen zu erleichtern, ist es wichtig, diese Faktoren zu kennen und gezielt zu fördern. Ursula Nubers weit verbreitetes Modell der sieben Säulen der Resilienz stellt in diesem Zusammenhang eine vielversprechende Herangehensweise dar. In diesem identifiziert Nuber sieben Faktoren, die maßgeblich zur persönlichen Resilienz beitragen: Zukunftsplanung/Zielorientierung, Lösungsorientierung, Verantwortungsübernahme, Optimismus, Akzeptanz, Opferrolle verlassen und Netzwerkorientierung.
Durch diese Artikelreihe erhalten Leserinnen und Leser einen umfassenden Überblick über das Modell der sieben Säulen der Resilienz und erfahren, wie sie ihre persönliche Resilienz gezielt fördern können oder Angehörigen bei der Förderung behilflich sein können.
Optimismus
Eine Absage nach dem Vorstellungsgespräch, ein Beziehungsstreit oder eine durchgefallene Prüfung - manchmal kann man nicht anders, als sich in die dicke graue Wolke namens Pessimismus fallen und treiben zu lassen. Besonders, wenn uns etwas schlechtes widerfahren ist, beschäftigen wir uns gerne mit negativen Gedanken.
Doch es könnte eine gute Idee sein in Optimismus umzuschwenken und positive Gedanken zu hegen und zu pflegen: denn eine optimistische Sichtweise und die Akzeptanz seiner Lebenssituation kann viele positive Effekte haben.
Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit dem Faktor Optimismus und wie Gedanken die eigene Realität und sein psychisches Wohlbefinden beeinflussen können.
Was unsere Emotionen beeinflusst
Eine weit verbreitete psychologische Annahme ist, dass Kognitionen (also Gedanken, Erwartungen etc.) unser emotionales Empfinden beeinflussen. Der Psychologe Aaron T. Beck stellte auf Grundlage dieser Annahme die Theorie auf, dass depressive Patient*innen eher negative Kognitionen, und dementsprechend auch ein negatives emotionales Befinden haben, beziehungsweise, dass negative Kognitionen im Umkehrschluss ein Risikofaktor für Depressionen darstellen.
Depressive Patient*innen tendieren laut Beck bei negativen Ereignissen dazu, den Grund dieser Ereignisse sich selbst zuzuschreiben - fällt man z.B. durch eine Prüfung, würde man also eher von sich sagen, dass man einfach ein*e Versager*in ist.
Das geht allerdings auch zukunftsorientiert, wenn ein Ereignis erst ansteht. Hier würde man laut Theorie also dazu tendieren dem Ereignis eine negative Konsequenz vorzuschieben, wie beispielsweise "Wenn ich durch die Prüfung falle habe ich versagt und werde niemals einen Job finden."
Zusätzlich zu einem negativen Selbst- und Zukunftsbild kommen noch negative Sichtweisen gegenüber seiner eigenen Umwelt bzw. der Welt dazu; Diese drei Aspekte, die alle miteinander zusammenhängen und, die sich gegenseitig beeinflussen nennt Beck die Kognitive Triade.
Wiederholen sich diese Art von Gedankengängen immer wieder, spricht Beck von Schemata, bei der sich eine negative Sicht auf sich selbst, die Umwelt und die Zukunft festsetzt. Mit einer Psychotherapie (Kognitive Verhaltenstherapie ist hier der Goldstandard) ist es möglich diese Schemata aufzubrechen und sich eine positivere, optimistischere Sichtweise zu erarbeiten. Dadurch würde man selbst bei negativen Ereignissen seltener Schlüsse auf die eigene Persönlichkeit ziehen und in einen negativen Gedankenkreis kommen.
Natürlich sind diese Schemata nur ein Teil, der depressive Verstimmungen / Depressionen ausmacht, jedoch kann es sich in vielen Fällen lohnen seine eigenen Gedanken und ihre Effekte zu beobachten, um eventuelle Verzerrungen in Kognitionen zu identifizieren und gegen sie anzugehen.
Der Zusammenhang zwischen Optimismus und Resilienz
Insgesamt kann man in Theorie ebenfalls den Schluss ziehen, dass man mittels einer optimistischen Haltung vorbeugen kann, dass Schemata und kognitive Verzerrungen zu einer Alltäglichkeit werden.
Das könnte bedeuten, dass man mit einer generellen optimistischen Sichtweise seine eigene Resilienz - und dadurch sein psychisches Wohlbefinden - stärken und dementsprechend besser mit (mäßig*) negativen Ereignissen umgehen kann.
Aktuelle Studien, die den Zusammenhang zwischen Optimismus, Resilienz und psychischem Wohlbefinden untersuchen, weisen darauf hin, dass diese Faktoren tatsächlich abhängig voneinander zu sein scheinen, sodass das Pflegen eines positiven Selbst- und Weltbilds und einer optimistischen Einstellung sehr positive Effekte mit sich ziehen kann.
*Stehst du oder eine nahestehende Person unter immensem psychologischen Stress suche dir, soweit es dir möglich ist, professionelle Hilfe.
Unter dem Reiter "Hilfe für Angehörige" (https://www.psytastic.de/about-7) findest du einige Hilfsangebote, die du hierbei zur Rate zeihen kannst.
Quellen
Beck, A. T. (1967). Depression: Clinical, experimental, and theoretical aspects. New York: Harper & Row.
Beck, A. T. (1976). Cognitive therapy and emotional disorders. New York: International Universities Press.
Beck, A. T. (1987). Cognitive models of depression. Journal of Cognitive Psychotherapy: An International Quarterly, 1, 5–37.
Margraf, J., & Schneider, S. (2018). Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 1, Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54911-7_35
Thillmann, T., & Jansen, L. J. (2020). Positive Psychologie: Dankbarkeit und Optimismus zur Stärkung von Resilienz und psychischem Wohlbefinden. In Gesundheit–Arbeit–Prävention: Tagungsband zum 3. Kongress für Betriebliches Gesundheitsmanagement (pp. 171-186). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30006-7_11
Mauritz, S. (2022). Sieben Säulen der Resilienz nach Ursula Nuber. https://www.resilienz-akademie.com/nuber-sieben-saeulen/
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