Sei es für eine gute Schulnote, eine überzeugende Präsentation oder einen sportlichen Erfolg: Die meisten Menschen mögen es sicherlich, wenn sie für etwas gelobt werden, und in aller Regel ist Lob auch gut gemeint. Insbesondere bei Kindern wird Lob häufig eingesetzt, um deren Motivation und Selbstwertgefühl zu stärken.
Doch kann Lob auch schaden?
Hierbei kommt es auf die Art des Lobs an. Oder besser gesagt darauf, was gelobt wird. So ließen sich beispielsweise die Anstrengung, Mühe, Arbeits- oder Herangehensweise positiv hervorheben, mit der ein Kind seine oder ihre Matheaufgaben gelöst hat (z.B. „Toll, wie du dich angestrengt hast!“). Andererseits kann sich ein Lob aber auch auf Eigenschaften, Fähigkeiten und Talente einer Person beziehen und etwa lauten „Wow, du bist wirklich clever!“ Man spricht bei diesen beiden recht allgemeinen Kategorien daher von prozessbezogenem und personenbezogenem Lob.
Inzwischen gibt es eine Reihe von Befunden, die zeigen, dass das personenbezogene Lob mit einer Vielzahl ungünstiger Effekte einhergeht – und zwar auf emotionaler, kognitiver sowie auf motivationaler und Verhaltensebene.
Eine sehr einflussreiche Studie ist in diesem Zusammenhang die mehrteilige Untersuchung von Mueller und Dweck (1998), die unter dem Titel Praise for intelligence can undermine children’s motivation and performance in der Fachzeitschrift Journal of Personality and Social Psychology erschienen ist. In dieser Studie bearbeiteten Fünftklässler*innen zunächst Teile eines Intelligenztests und bekamen anschließend Feedback für ihre Leistung. Das Entscheidende dabei: Einige Kinder erhielten darüber hinaus zufällig entweder Lob für ihre Intelligenz (personenbezogen) oder für ihre Anstrengung (prozessbezogen). Anschließend gab es eine weitere, schwierigere Aufgabe zu lösen. Diesmal wurde jedoch allen Kindern rückgemeldet, dass sie eine schlechtere Leistung erbracht und so einen Misserfolg hätten.
Die Effekte des Lobs wurden dann anhand verschiedener Fragen an die Kinder untersucht, wobei sich deutliche Unterschiede in den Wirkungen prozessbezogenen und personenbezogenen Lobs ergaben: Kinder, die zu Beginn für ihre Intelligenz gelobt wurden, setzten sich in erster Linie das Ziel, weiterhin gute Leistungen zu erbringen. Sie führten den (vermeintlichen) Misserfolg in der zweiten Aufgabe auf persönliche Fähigkeitsdefizite zurück, zeigten weniger Durchhaltevermögen und Freude bei einer weiteren Aufgabe und schnitten bei dieser auch schlechter ab. Ein besonders spannender Befund: Sie stellten ihre Leistung in dieser letzten Aufgabe gegenüber anderen, ihnen fremden Kindern fälschlicherweise besser dar, als diese es in Wirklichkeit war.
Wie verhielten sich hingegen die Kinder, die zuvor Lob für ihre Anstrengung erhielten?
Diese zeigten insgesamt günstigere Reaktionen: Ihre Zielsetzung zeichnete sich durch einen Fokus auf Lernzuwachs aus. Anstatt den ausbleibenden Erfolg in der zweiten Aufgabe als Folge eines persönlichen Mangels zu verstehen, begründeten sie dies mit einer unzureichenden Anstrengung. Nicht zuletzt aber hatten diese Kinder mehr Durchhaltevermögen sowie Spaß und bessere Leistungen bei einer weiteren Aufgabe.
Eine weitere Studie von Kamins und Dweck (1999) mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter kam zu sehr ähnlichen Ergebnissen: Wurden die Kinder bei Erfolg für ihre Person statt Anstrengung gelobt, so schrieben sie sich nachfolgende Fehler ebenfalls eher der eigenen Person zu und gaben bei weiteren Aufgaben früher auf. Mehr noch: Nach dem experimentell herbeigeführten Misserfolg bewerteten sie auch sich selbst als Person weniger gut und fühlten sich schlechter.
Wie lässt sich dies erklären? Sollte eine positive Bewertung der Person nicht eigentlich dazu führen, dass diese sich gut fühlt, Stolz empfindet und zufrieden mit sich ist?
Wenn wir den Inhalt des personenbezogenen Lobs etwas genauer betrachten, wird deutlich, warum dies nicht unbedingt zutrifft.
So vermitteln Aussagen wie „Du bist wirklich intelligent!“ oder „Du bist eine talentierte Schülerin!“, die Ansicht, dass Erfolg auf feste, unveränderliche Merkmale, Eigenschaften und Fähigkeiten einer Person zurückzuführen ist, die man besitzt oder eben nicht besitzt (sogenanntes „Fixed Mindset“): Gute Leistungen bedeuten demnach gute Fähigkeiten, hohe Intelligenz, Talent. Im Umkehrschluss wird aber eben auch vermittelt, dass schlechte Leistungen und Misserfolg einen Mangel an Fähigkeiten, Intelligenz, Talent anzeigen. So werden die ungünstigen Effekte des personenbezogenen Lobs in der Regel auch erst nach Misserfolgen sichtbar, wie wir in den oben genannten Studien gesehen haben. Statt das Selbstwertgefühl zu stärken und zu motivieren, wird mit dieser Art von Lob also vielmehr eine gewisse Abhängigkeit des Selbstwerts von Erfolg und guter Leistung bewirkt. Das erklärt sicherlich auch, warum die Kinder in der Studie von Mueller und Dweck (1998) ihre Leistungen nach außen hin besser dargestellt haben.
Demgegenüber beinhaltet Lob für Anstrengung, Mühe oder auch Herangehensweisen die Botschaft, dass Erfolg und gute Leistungen auf veränderbare Aspekte zurückgehen – solche Aspekte also, auf die man selbst Einfluss nehmen kann. Eine solche Ansichtsweise wird als „Growth Mindset“ oder dynamisches Selbstbild kategorisiert. Sie begünstigt vorteilhafte Reaktionen bei Misserfolgen, indem diese nicht als Zeichen persönlicher Mängel aufgefasst werden, sondern vielmehr als Folge unzureichender Anstrengung oder unpassender Strategien, die bei weiteren Aufgaben jedoch angepasst werden können.
Wenn wir also andere Personen loben, so sollten wir uns am besten auf veränderbare Aspekte beziehen: „Du hast eine tolle Strategie gefunden!“ oder „Super, wie du dich angestrengt hast!“ Mit einem solchen Lob können wir unser Gegenüber dabei unterstützen, Motivation beizubehalten, Herausforderungen als Gelegenheit für Lernzuwachs aufzufassen und bei Misserfolgen widerstandsfähig zu bleiben.
Quellen
Baumeister, R. F., Hutton, D. G., & Cairns, K. J. (1990). Negative effects of praise on skilled performance. Basic and Applied Social psychology, 11(2), 131-148. doi: 10.1207/s15324834basp1102_2
Dweck, C. S. (2007, October). The perils and promises of praise. Educational Leadership, 65(2), 34-39. Retrieved from http://www.ascd.org/publications/educational-leadership/oct07/vol65/num02/toc.aspx
Kamins, M. L. & Dweck, C. S. (1999). Person versus process praise and criticism: Implications for contingent self-worth and coping. Developmental Psychology, 35(3), 835-847. doi:10.1037/0012-1649.35.3.835
Mueller, C. M. & Dweck, C. S. (1998). Praise for intelligence can undermine children’s motivation and performance. Journal of Personality and Social Psychology, 75(
1), 33– 52. doi:10.1037/0022-3514.75.1.33
Weiterführende Literatur zum Thema Growth und Fixed Mindsets
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