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Entspannung durch Imaginationsverfahren

Teil 3 der Reihe zu Entspannungsverfahren



Imaginative Entspannungsverfahren verwenden ausschließlich positive Vorstellungen und Visualisierungen zur Vertiefung der Entspannung. Im Gegensatz, zu den bisher vorstellten Entspannungsverfahren können sie daher jederzeit und in jeder körperlichen Positionierung durchgeführt werden. Im Folgenden stellen wir euch die Verfahren genauer vor und gehen auch auf die kathathym-imaginative Psychotherapie ein.

 


Imaginationsverfahren sollen bestimmte Vorstellungen und Bilder hervorrufen, die sensorische, motorische, kognitive und affektive Komponenten enthalten. Durch die Vielzahl der Sinnesmodalitäten soll die Entspannung als tiefgreifender empfunden werden. Eine typische Übung ist die Vorstellung eines Ruhebildes. Dabei können konkrete Bilder vorgegeben werden, beispielsweise ein Strand oder eine ruhige Gebirgswiese, oder die Patient:innen wählen ihr eigenes entspannendes Bild aus. Der Anleitende stellt während der Übung Fragen zu Gerüchen, Gefühlen, Wahrnehmungen auf der Haut und dem genauen Aussehen des Ortes, um weiter in den Ruheort und die Entspannung einzutauchen.

Es kann zudem sinnvoll sein, diese Übungen mit anderen Entspannungsverfahren zu kombinieren. Wenn die imaginativen Techniken bereits gut erlernt sind, können sie auch eigenständig verwendet werden. Besonders geeignet sind diese Übungen für Menschen, die bereits Erfahrungen mit Entspannungsverfahren haben. Patient:innen, die unter Schmerzen, Schlafstörungen oder Angsterkrankungen leiden, können besonders profitieren.

In der Verhaltenstherapie können mithilfe einer Reihe von Vorstellungen Verhaltensänderungen herbeigeführt werden. Ein bekanntes Beispiel für dieses Vorgehen ist die systematische Desensibilisierung, in der sich Patient:innen angstauslösende Situationen vorstellen. Durch die häufige Konfrontation mit diesen Situationen und der zeitgleichen Durchführung von Entspannungsübungen, z. B. Atemübungen, können die Ängste abgebaut werden.

Eine weitere Anwendung ist die Imaginationskontrolle. Dabei sollen negative Gedankengänge durch beruhigende positive Selbstgespräche ersetzt werden, beispielsweise während einer Panikattacke. Es werden dabei positive Selbstgespräche mit Imaginationen kombiniert. Die Therapeut:in gibt dabei zuerst genaue Anweisungen, die sich Patient:innen vorstellen sollen. Später können Patient:innen die Imaginationen und positiven Gedanken selbstständig hervorrufen.


Katathym-imaginative Psychotherapie

Die Entwicklung der katathym-imaginativen Psychotherapie geht auf das Jahr 1954 und Prof. Dr. Hanscarl Leuner zurück. Die KIP ist als spezielle Behandlungsmethode der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie zu verstehen. „Katathym" steht der griechischen Sprache nach für 'den Gefühlen gemäß'. Dem folgend werden die Imaginationen durch emotionale Prozesse gesteuert. In den Imaginationen sollen sich Gefühle, Einstellungen und Überzeugungen als Symbole zeigen und können dadurch bearbeitet werden.

In der Praxis wird zuerst eine kurze Entspannung und Zentrierung durchgeführt. Anschließend wird ein Motiv vorgeschlagen, das sich von der Symbolik zur Bearbeitung der anstehenden Themen eignet. Patient:innen beschreiben dann das Bild, was sich vor dem inneren Auge entwickelt. Therapeut:in und Patient:in stehen während der Therapiesitzung in ständigem Dialog, sodass die Therapeut:in zu genauerem Hinsehen, Durchleben von Konfrontationen und der Erprobung neuer Verhaltensweisen ermutigen kann.

Nach der Therapiesitzung können Patient:innen ihre Imaginationen zu Hause malen und dadurch noch weiter bearbeiten, sodass der innere Prozess zwischen den Therapiestunden weiter läuft.

In den folgenden Therapiestunden wird die Imagination mit aktuellen Einfällen und Erlebnissen der Lebensgeschichte verknüpft.

Das Anwendungsspektrum der KIP wurde im Zuge der Weiterentwicklung der Methode erweitert. In der Einzeltherapie kann mithilfe der KIP die fokussierte Bearbeitung eines Konfliktes in einer Akut- oder Kurzzeittherapie erreicht werden. Bei strukturellen Ich-Störungen können zudem die Ich-Funktionen ausdifferenziert und eingeübt werden.

Auch in der Traumatherapie, Paartherapie oder bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen wird die Methode angewendet. Im nicht-klinischen Bereich können durch die KIP kreative Prozesse angeregt werden, z. B. um kreative Blockaden aufzulösen.



Quellen

Kögler, M. (n.d.). Entspannung und Imagination. In Katathym-imaginative Psychotherapie (KiP).

Köllner, V. (2005). Praktische Verhaltensmedizin. Georg Thieme Verlag.

Nohr, K. (2009). Was ist Katathym Imaginative Psychotherapie? Musik-, Tanz- Und Kunsttherapie, 20(4), 168–178. https://doi.org/10.1026/0933-6885.20.4.168

User, S. (n.d.). KIP - DGKIP. https://www.dgkip.de/kip

Vaitl, D., & Petermann, F. (1993). Handbuch der Entspannungsverfahren. http://ci.nii.ac.jp/ncid/BA7881148X

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